Hellmitzheim – Ein Leitfaden zur Ortsentwicklung

Entwicklung eines Leitfadens als Grundlage für eine Weiterentwicklung von Heimat. Anwendung des Leitfadens am Beispiel der Ortschaft Hellmitzheim

Hellmitzheim ist ein Haufendorf in Unterfranken mit 400 Einwohnern. Das Dorf verzeichnet kaum Leerstand und hat eine aktive Dorfgemeinde. Die Ortsanalyse ergab, dass Wohnraum, öffentliche Bereiche und Nutzungsverteilungen innerhalb des Dorfes den Anforderungen heutiger Generationen nicht gerecht wird, wodurch zukünftig mit zunehmender Unzufriedenheit der Bewohner zu rechnen ist. Nach einer Nutzungsbetrachtung wurde ein Zukunftskonzept erstellt.

Inhalt der Thesis

Kern der Thesis ist ein Leitfaden, welcher Gemeinden die Möglichkeit bietet, Dörfer in ihrer Gesamtheit zu erkennen, um eine genaue Problemstellung definieren und ein Konzept für die Zukunft erstellen zu können.

  1. Region einordnen
    Annäherung an Region, Landschaft und Ort
  2. Ort wahrnehmen
    Erkennen des Dorfes – Historie, Kennzahlen, Siedlungsgeschichte
  3. Struktur analysieren
    Betrachten von Raumgefügen, Infrastruktur und Raumtypen
  4. Gemeinschaft verstehen
    Leben im Dorf – soziales Gefüge, Ortsbezogenheit und Dorfgemeinschaft
  5. Atmosphäre fühlen
    Leibliche Anwesenheit und Erzeugende von Atmosphären
  6. Heimat weiterentwickeln
    Anforderungen heutiger Generationen, Problematik, Potentiale und Strategie

Darauf aufbauend folgt die Anwendung des Leitfadens am Beispiel der Ortschaft Hellmitzheim mit zwei Entwürfen als Antwort auf die Ergebnisse der Analyse.

Ein neues Gemeindehaus

Strategie: Nutzungsumlegung. Die Form ergibt sich aus der Nutzung selbst: Ein Ort für Gemeinschaft – Generationen – Erfahrungen, eine Schichtung, ein solides Gerüst. Das Fundament unserer Gesellschaft ist der Nachwuchs, die soliden Stützen des Alltags die Erwachsenen – begleitet durch die Erfahrungen der Alten. So erhebt sich aus dem Erdreich ein ungeschliffener Sockel, auf dem starke, schlichte Holzstützen stehen. Wie schützende Hände legt sich das Dach über die Konstruktion. Die karbonisierte, schwarze Holzfassade wirkt beständig, natürliches Holz im Innenraum warm und freundlich. Die Karbonisierung und Strohdämmung kann als Gemeinschaftsaufgabe unternommen werden, um die Identifikation mit Material und Objekt zu stärken.

Revitalisierung der alten Schule

Strategie: Neue Nutzungen. In das historische Schulhaus werden barrierefreie Wohnungen für Jung und Alt integriert. Ein Laubengebäude beinhaltet ein Dorfarchiv (auch Ausstellungsraum) im Sockel und eine flexible Wohnlaube im OG. Die Form ergibt sich aus der Modellierung des Schulhofes, einer Fortführung des Sockels und der Berücksichtigung eines bestehenden Schleichweges. Verknüpfung des Ensembles durch einen Innenhof mit Aufenthaltsqualität und Erschließungsfunktion. Die Laube wird als Glaskubus dem Sockel aufgesetzt und mit einer Gitterstruktur versehen, welche im Sommer mit Pflanzenranken bewächst und Schatten gewährleistet.

Katharina Schubert

Mentor Prof. Markus Schlempp
Fokus Heritage Design